Wurzeln des Antisemitismus

geschrieben von Professor Dr. Heinrich Fink

14. Mai 2012

Millionen Menschen fielen ihm zum Opfer, namentlich während der Naziherrschaft; trotzdem ist er noch heute vielerorts latent oder sogar offen zu spüren, auch und gerade in Deutschland: Der Antisemitismus. Welches sind die Ursprünge und Wurzeln dieser menschenfeindlichen Ideologie, welches ist seine Geschichte? Professor Heinrich Fink gibt Antworten auf diese Fragen. Sein Vortrag setzt in der Zeit des antiken Judentums ein und führt den Zuhörer / die Zuhörerin aufklärend durch die Geschichte des Antijudaismus beziehungsweise Antisemitismus – über einen Zeitraum von 2.000 Jahren: Von der Entwicklung der Judenfeindschaft zur Zeit der Bildung der konstantinischen Reichskirche über Martin Luthers Schrift „Von den Jüden und ihren Lügen“ (1543), den Historiker Treitschke (löste 1879 den Berliner Antisemitismusstreit aus) und den Hofprediger Stoecker („Antisemitenpetition“, 1881) bis zur Shoah reicht der Bogen, den Heinrich Fink spannt.

Der Vortrag beginnt mit Erläuterungen von Texten aus der hebräischen Bibel, dem Glauben des Volkes Israel in seiner Geschichte. Mit historischen Quellen wird belegt, wie Antijudaismus entstanden ist, aus dem der Antisemitismus hervorging. Es wird der Frage nachgegangen, wie die Auseinandersetzung mit den Juden im Neuen Testament (Johannesevangelium) sich ereignet hat, wie die Entwicklung der Judenfeindschaft in der Zeit der Bildung der konstantinischen Reichskirche sich verschärft hat und die Stigmatisierung des Christusmordes zur Glaubenshaltung wurde, wie die Wirkung der Schrift Martin Luthers von 1543 „Von den Jüden und ihren Lügen“ als Dokument des Judenhasses auf die weitere Entwicklung der Christenheit gewirkt hat, wie die Spuren der Aufklärung mit dem Prinzip der Toleranz, dem sich emanzipierende Juden und die Neuorientierung im Verhältnis des Christentums zur Judenheit im Humanismus und Pietismus sich verändert haben. Es wird der Entstehung des Antisemitismus im Denken von Hegel, Treitschke und Stoecker nachgegangen und der Weg zur Schoah aufgezeigt. Der Vortrag fordert zum Gespräch über die Gründe des heute noch latenten Antisemitismus heraus.