Tag der offenen Tür am ehemaligen Güterbahnhof Tübingen

28. April 2015

Pressemitteilung der VVN-BdA Baden-Württemberg


Unter dem Motto »Zwischen Schönheit und Entsetzen – Industrieromantik trifft Überwachung« bestand am Sonntag, 26. April 2015, die absehbar letzte Gelegenheit, die noch intakte Halle des ehemaligen Tübinger Güterbahnhofs zu besichtigen. Die Abrissarbeiten an dem denkmalgeschützten Ensemble hatten vor zehn Tagen begonnen. Der historische überdachte Bahnsteig ist schon teilweise zerstört.
Der Initiativgruppe, welche die Besichtigung ermöglichte, war und ist an der Unversehrtheit des Gebäudekomplexes sowie einer möglichst unfassenden Dokumentation seines Zustands gelegen. Dabei konzentriert sich das Interesse auf die zum Abriss vorgesehenen Teile und den in der Mitte der Güterhalle befindlichen Beobachtungsstand, mit dessen Funktion zur Überwachung von Zwangsarbeitern im 2. Weltkrieg die Denkmaleigenschaft wesentlich begründet wurde.
Die VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Baden-Württemberg ist den Initiatorinnen und Initiatoren dieses Tags der offenen Tür außerordentlich dankbar, konnten sich doch zahlreiche Besucherinnen und Besucher von der Bedeutung dieses landesweit einmaligen Denkmals überzeugen – leider wohl zum letzten Mal in der überlieferten Form. Die VVN-BdA sieht daher mit Unverständnis der weiteren Zerstörung des Denkmals entgegen.
Von dieser hängt die Erschließung des Areals nicht ab. Doch sie wird von der »Investoren«-Firma Aurelis und der Tübinger Stadtverwaltung bewusst vorgezogen, um für den künftigen »Begütertenbahnhof« vollendete Tatsachen zu schaffen – noch vor dem Abriss leerstehender Ruinen, noch vor der Bearbeitung unserer beim Landtag vorliegenden Petition. Am gleichen Tag, wie diese einging (10.04.2015), signalisierte das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen bereits dem Petitionsausschuss, dass in diesem Fall eine Ausnahme von dem sonst bei Petitionen geltenden Stillhalteabkommen gemacht werde. Nachdem der Bund das staatseigene Gelände »Investoren« übereignet hatte, die es mitsamt dem Denkmal verkommen ließen, kuschen nun Land und Stadt, statt das ausgewiesene Denkmal zu schützen, vor den »Rendite«-Erwartungen dieser »Investoren«.

Fotodokumentationen:
http://tuebingen.vvn-bda.de/2015/04/26/der-ehemalige-gueterbahnhof-tuebingen-bei-beginn-des-teilabrisses-ende-april-2015/

https://zukuenftige-nachbarschaft-gueterbahnhof.mtmedia.org