Fritz Bauer – Tod auf Raten

9. Mai 2015

Filmmatinée mit Vortrag zu Leben und Wirken des hessischen Generalstaatsanwalts, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965) auf den Weg brachte

Mit einer Einführung von Uwe Kaltenmark zu Leben und Wirken von Fritz Bauer

Sonntag, 17.05.2015 | 10:30 Uhr
Kino »Arsenal«
Am Stadtgraben 33, 72070 Tübingen

10:30 – 11:30 Uwe Kaltenmark (Stuttgart) stellt das Leben und Wirken von Fritz Bauer vor
11:30 – 13:00 »Fritz Bauer – Tod auf Raten«. Ein Film von Ilona Ziok
(Deutschland 2010, 97 Minuten)

Ein deutscher Staatsanwalt, der bei seinen Ermittlungen über NS-Verbrechen in die Netzwerke von Alt-Nazis gerät.
Das Psychogramm eines Aufrechten in den 60er Jahren und einer Nation, die von ihrer Vergangenheit nichts wissen wollte.

Fritz Bauer war wohl der profilierteste Staatsanwalt, den die Bundesrepublik je hatte! Er sah sich in der Tradition Gustav Radbruchs als »Jurist aus Freiheitssinn«, glaubte, dass »Unruhe die erste Bürgerpflicht« sei und war davon überzeugt, dass der Bürger ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates habe. Hierfür stritt er als als Generalstaatsanwalt von Niedersachsen in einem Aufsehen erregenden Prozess in Braunschweig (1952/53), in dem es um die rechtliche Legitimität des 20. Juli 1944 ging und in dessen Verlauf Bauer die Rehabilitierung der hingerichteten Verschwörer erreichte. Damit war er ein Pionier modernen »zivilgesellschaftlichen« Denkens, aus dem das Rechtswesen nicht ausgenommen war.

Mit derselben Zielgerichtetheit mit der Fritz Bauer die Angehörigen des 20. Juli rehabilitierte, hat er wie kein anderer Jurist die Aufhellung und Ahndung der NS-Verbrechen in Gang gesetzt. Als hessischer Generalstaatsanwalt (1956–1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse (1963–1965).

Am 30. Juni 1968 wurde Fritz Bauer tot in seiner Frankfurter Wohnung aufgefunden. Die Räume waren »aufgeräumt«, das heißt, es lagen nicht – wie sonst – überall angefangene Skripte und Materialien herum: Alles war weg. Die Umstände seines Todes geben bis heute Rätsel auf.

Mit Akribie hat die Regisseurin Ilona Ziok Archive durchforscht und wegweisende Statements des hessischen Generalstaatsanwalts ausgegraben. Um sie herum montiert sie in Form eines filmischen Mosaiks Archivmaterial mit ausgesuchten Werken klassischer und zeitgenössischer Komponisten und die Aussagen von Bauers Zeitzeugen: Freunde, Verwandte und Mitstreiter. Dabei entsteht nicht nur die spannende Handlung eines beeindruckenden Lebens, sondern auch das eindrucksvolle Porträt eines der bedeutendsten Juristen des 20. Jahrhunderts.

Eintritt: 8,– €/ermäßigt 7,– €

Hinweis: »Fritz Bauer.  Der Staatsanwalt«.  Ausstellung im Landgericht Tübingen vom 8. Mai bis 26. Juni 2015 mit Begleitprogramm

Filminfos und Trailer hier.

Eine Veranstaltung von
★    Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg
★    VVN-BdA Kreisvereinigung Tübingen-Mössingen