Hans Gmelin – Ehrenbürgerwürde aberkennen!

12. Dezember 2017

Hans Gmelin – Ehrenbürgerwürde aberkennen!

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), Kreisvereinigung Tübingen-Mössiingen, fordert den Gemeinderat auf, den früheren Tübinger Oberbürgermeister Hans Gmelin wegen seiner Nazivergangenheit kurzfristig aus der Liste der Ehrenbürger zu streichen.

Die Gemeinderatsfraktion Tübinger Linke (TÜL) / Die Linke hat im Gemeinderat erneut beantragt, dem früheren Tübinger Oberbürgermeister Hans Gmelin wegen seiner Nazi-Vergangenheit postum die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen:

http://www.tuebinger-linke.de/aberkennung-der-ehrenbuergerwuerde-von-hans-gmelin/#more-1279

Und auch die SPD-Gemeinderatsfraktion hat sich laut TAGBLATT vor wenigen Tagen „aufgrund der jetzt vorliegenden Erkenntnisse klar für die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde“ des Ex OB ausgesprochen.

Dabei ist Nazivergangenheit Gmelins ist schon lange bekannt. Unser Kreisvorstandsmitglied Jens Rüggeberg erforschte sie seit 1998. Bereits seit Anfang der 2000-er Jahre hat die TÜL/PDS im Gemeinderat Gmelins Vergangenheit mehrfach thematisiert und die postume Aberkennung seiner Ehrenbürgerwürde gefordert:

http://tuelpds.twoday.net/stories/695817/

Seit September 2011 (!) liegt der Stadtverwaltung ein Aufsatz von Jens Rüggeberg über Gmelin vor, der für das Buch „Vom braunen Hemd zur weißen Weste“ (Tübingen 2011) verfasst worden war, dann aber nicht das Buch aufgenommen wurde:

Aufsatz von Jens Rüggeberg: Vom Nazi-Diplomaten zum Nachkriegsoberbürgermeister: Hans Gmelin und die Vergangenheit, die nicht vergeht (Download als PDF) Gmelin Aufsatz

Inzwischen hat der Historiker Niklas Krawinkel mit einem Stipendium der Stadt Tübingen eine Dissertation über Gmelin verfasst, deren Ergebnisse im Juli 2017 im Tübinger Gemeinderat vorgestellt und Teile seiner Forschungsergebnisse veröffentlicht (Krawinkel, Niklas, Rassismus und Gemeinschaftserfahrung. Biographische Einblicke in die Juden- und Volkstumspolitik in der Slowakei 1941-1945, in: Osterloh, Jörg, und Katharina Rauschenberger [Hrsg.], Der Holocaust. Neue Studien zu Tathergängen, Reaktionen und Aufarbeitungen, Frankfurt am Main 2017 [= Jahrbuch 2017 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust des Fritz Bauer Instituts], S. 121ff.). Die Dissertation selbst soll demnächst als Buch erscheinen.

Eine weitere Verzögerung der Streichung Gmelins aus der Ehrenbürgerliste ist nicht zu akzeptieren. Und nachdem der frühere Oberbürgermeister Adolf Scheef und der Philosoph Theodor Haering wegen ihrer Nazivergangenheit bereits aus der Ehrenbürgerliste gestrichen wurden, ist auch die Ehrenbürgerwürde des früheren Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger und des Politikwissenschaftlers Theodor Eschenburg zur Disposition zu stellen.