Unser radelnder Reporter über ein widersprüchliches Jahrzehnt.

5. Dezember 2019

Der Jonas

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Kronprinz und Klabaustereule

Die Jahre 2010 bis 2019 sollen ein widersprüchliches Jahrzehnt gewesen

sein, „zwischen Terrorangst und Tinder“, geprägt von „wegweisenden Ereignissen“.

Analysiert die Deutsche Presse Agentur (dpa).

Die atemlose Helene von der schlagernden Verbindung soll dabei den gesamten „Zehnerjahren“ einen Wurm ins Ohr gesetzt haben. Hat sie ihnen nicht vielmehr, um es melodienkritisch zu sagen, mit der Mottenkugel den Gehörgang verstopft?

Mir ist seit jeher die „fromme Helene“ von Wilhelm Busch lieber gewesen, wo es medienkritisch heißt:

„Ach, die sittenlose Presse! Tut sie nicht in früher Stund’ all die sündlichen Exzesse schon den Bürgersleuten kund?“

Ja, wenn es in der Gegend nur anständige sündliche Exzesse gäbe! Würde ein Lokalblatt von hohem sittlichen Ernst sich dieselben entgehen lassen! Denken Sie darüber nach!

Übrigens gab „Bild“-Verleger Axel Cäsar Springer einmal von sich:

„Ich war mir seit Kriegsende darüber klar, dass der deutsche Leser eines auf keinen Fall wollte, nämlich nachdenken. Und darauf habe ich meine Zeitungen eingerichtet.“

Steinlach-Boten-Leser werden sicherlich gerne zugeben, dass sie ein Blatt lesen, das Tag für Tag (außer sonn- und feiertags) dem Nachdenken breiten Raum gibt.

„Der Jonas“ denkt gerade wieder über einen Spruch nach,

den ihm Großvater Hermes aufsagte, als wir stille oben im Mäusberg

auf der Bank mit dem schönen Blick ins Tal saßen.

Zwei Teenager kamen angeschlappt mit einem Transistorradio, aus dem ein damaliger Ohrwurm dröhnte.

Als sie weg waren, sprach Hermes:

„Es saß eine alte Eule und klabausterte sich. Da kam so ein Lirumlarumpimpenschläger und schlug die Eul‘’ auf ihren Plattfuß. Ih, sagte die Eul’, was schlägst du mich? Kann ich hier nicht sitzen und klabaustern mich?“

Der Lirumlarumpimpenschläger war mir sofort klar. Einer, der auf Eulenfüße schlägt. Jedoch: „Großvater, was genau meinst du mit klabaustern?“

Er darauf: „Jungchen, das Wort wird dir in deinem Leben noch öfter begegnen. Finde selbst heraus, was es bedeutet.“ Ach, es gibt immer etwas, das einen hindert, geruhig dazusitzen und zu klabaustern nach den Regeln der Kunst. Bei mir ist es derzeit die kolossale Dreistigkeit, mit der die Hohenzollern in Gestalt ihres

Clan-Chefs Georg Friedrich Prinz von Preußen (von was?) sich zu bereichern versuchen, indem sie mit der Bundesregierung über „Entschädigungen“ verhandeln

(für was?).

Ungeachtet der Tatsache, dass Vorfahre „Kronprinz“ August Wilhelm (Auwi) zutiefst durchgebräunt war. Ein Mann, der mit jedem Gegner der Weimarer Republik ins Bett stieg, so eine Historikerin.

Dazu sei erinnert an einen Vorgang aus der Sitzung des Mössinger Gemeinderats am 3. April 1922.

Schon bevor man in die Tagesordnung eintrat, gab es eine „lebhafte

Debatte“, schrieb die Steinlach- Zeitung. Gem.-Rat Hermann Ayen

(KPD) hatte nämlich die seit Jahrzehnten im Saal hängenden Fürstenbilder

abgenommen und gegen die Wand gestellt.

Denn nach Abschaffung der Monarchie und Einführung der republikanischen Staatsform gehörten solche Bilder nicht mehr in einen öffentlichen Versammlungsraum.

Die „Bürgerlichen “veranstalteten einen kleinen Tumult, verlangten eine Vertagung. Doch mit der knappen Mehrheit von SPD und KPD wurde beschlossen, die Fürstenbilder endlich auszuräumen.

1947 zerschlug der „Alliierte Kontrollrat“ das Preußen-Gebilde, dessen übriger Prinz sich jetzt wieder rührt.

Im selben Jahr traten viele Mössinger Generalstreiksteilnehmer der in Heslach gegründeten „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) bei.

Eine Organisation,die sich seither stets dafür

einsetzte, dass die Nazi-Verbrechen nicht vergessen werden.

Der „VVN-Bund der Antifaschisten“ soll jetzt, fragwürdig begründet, vom Berliner „Finanzamt für Körperschaften“ die Gemeinnützigkeit entzogen werden.

Skandal im Doppelpack!

Wie soll da eine alte Eule klabaustern sich in Ruhe?

Quelle „Schwäbisches Tagblatt“.